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Heimkehr nach Christinenberg

 

von Ulrich Reinke

 

Die alte Reichsstraße 2 lag leer und verlassen da, überall die Spuren des Krieges; an einer Kreuzung drei zusammengeschossene schwere Sowjetpanzer. Hier tobten bis zum 18. März 1945 schwere Kämpfe um den Brückenkopf Stettin. Wie waren die Straßen und die Autobahn ab Hornskrug in den ersten Märztagen noch voller flüchtender Menschen. Wagen an Wagen, so ging es im stockenden Schritttempo über die Autobahn.

 

Plötzlich heißt es „stoi“, zwei Russen fordern mich auf, ihnen zu folgen. Soll das wieder in einem Lager enden? Zum Glück ist es ihnen nur um „Urri“ und andere Beute zu tun. Erleichtert – auch um die Hälfte meiner Habe, darf ich weiter meine Straße ziehen; schade um die Blockflöte aus Stettin. Vorbei an der Oberförsterei Pütt, hier hatten wir im März nachts die Panzersperre zu bewachen, und hier gab es die erste Feuertaufe durch die „Nähmaschine“, den russischen Nachtbomber, der die Sperre mit ihrer roten Laterne wohl für einen haltenden LKW hielt.

 

Hinter mir auf der Chaussee kam ein Leiterwagen mit einem Pferd an der Deichsel langsam näher. Auf meiner Höhe angekommen, freudige Stimmen: „Ulrich, wo kommst du her?“ Es waren Zimmermanns aus Rörchen. Sie laden mich ein, aufzusteigen.

 

Die Abzweigung nach Christinenberg ist bald erreicht, es geht die Bahnhofsstraße hinunter. Ein ungewohntes Bild vor unseren Augen, in  der Ferne leuchtet das in der Sonne glitzernde Hochwasser des Dammschen Sees uns entgegen. Das Gasthaus Langkabel und seine Nachbargebäude sind verschwunden und geben den Blick frei. Vor dem Ein- und Verkaufsverein ein großer russischer Friedhof für ca. 80 Soldaten. An der Post ein abgeschossener Josef-Stalin-Panzer. Auf der Höhe der Sparkassenzweigstelle heißt es wieder „stoi“. Ein Iwan, ein Mongole, fuchtelt drohend mit der Maschinenpistole herum, spannte das Pferd aus und ritt davon. Der Leiterwagen, weitgehend ausgeräumt, wird nun die letzten 2 km bis Rörchen von uns geschoben. Haus und Hof von Zimmermanns sind erhalten geblieben. Doch die Freude ist nur kurz. Einige Polen kommen auf den Hof und durchwühlen den Wagen, nehmen mit, was sie gebrauchen können und „verabschieden“ sich: „Morgen früh, alle rabotti!“.

 

Soweit die Geschichte der Heimkehr eines pommerschen Bauern, wie sie viele erlebt, aber nur wenige aufgezeichnet haben, weil ihnen die Last der Erinnerung zu schwer war.

 

Meine „Arbeit“ nach der Heimkehr bestand darin, eine Herde von einigen hundert Kühen nachts auf den Wiesen zu bewachen. Das war nicht schwer, die Kühe blieben nachts ruhig liegen, nur bei Sonnenaufgang zog die Herde auseinander. Das Problem war, rechtzeitig vom Schlaf zu erwachen. Da die Nächte kurz waren, blieb mir noch Zeit, anderes zu tun. Zuständig für das Rindvieh waren Russen und einige Polen, die Arbeit hatten deutsche Frauen zu tun, die man größtenteils aus der Camminer Gegend verschleppt hatte.

 

Unser Hof stand in Klein Christinenberg. Der Ort zählte zu den sogenannten Sieben Dörfern, die Friedrich der Große um 1747 gegründet hatte.. Seit 1936 hießen sie alle offiziell „Christinen­berg“. Zwischen Groß Christinenberg und Rörchen gelegen, hatte der Ort bei den Kämpfen besonders gelitten. Etwa 1/5 der Häuser und Höfe waren dem Feuer zum Opfer gefallen, die übrigen mehr oder weniger beschädigt. Unser Haus, quer zur Dorfstraße gelegen, war stark zerschossen und nicht bewohnbar. Natürlich wäre vieles zu erhalten gewesen, wenn man hätte arbeiten und ausbessern dürfen.

 

Heute gibt es das Dorf nicht mehr, es ist untergegangen, wie viele andere auch. Wo einst fleißige und bescheidene Bauern-, Handwerker- und Arbeiterfamilien lebten, ist heute Wildnis. Man hat den Ort dem Erdboden gleich gemacht. Die Polen und Ukrainer die hier herkamen, bevorzugten heile Häuser, - keine mit den Spuren des Krieges.

 

Im Hause des Stellmachers Köpp quartierte ich mich ein, es war noch gut erhalten. Meine Mutter hatte das Grundstück Anfang des Krieges erworben. So war ich weit genug von der „Rindviehzentrale“ entfernt, die sich in Rörchen in der Höhe des abgebrannten Gutshauses von Borgstede befand. Die Kühe sollten ja in den nächsten Tagen oder Wochen, so genau wusste das keiner, nach Osten getrieben werden, dazu brauchte man Deutsche als Treiber – Abstand und Vorsicht waren also geboten.

 

Das Haus sah innen aus wie ein richtiger Saustall. „Sie hausten wie die Russen“ hätte nach 1945 eigentlich zum geflügelten Wort werden müssen. Erst wurde ein Zimmer gesäubert, anschließend die Küche. Dann war das tote Vieh, meist Kühe, die in Hausnähe lagen, zu begraben; der Sommer begann und die Maden waren aktiv, ein übler Verwesungsgeruch lag über Dorf und Umland.

 

Unser Hauptnahrungsmittel waren die Kartoffeln in den Mieten. Das Brot war knapp. Getreide fand sich zwar noch auf den Speichern, das Mahlen mit der Kaffeemühle war aber sehr zeitraubend. Vor lauter „rabotti“, vor lauter Sklavenarbeit, blieb keine Zeit, um im Garten oder auf dem Acker zu säen oder zu pflanzen.

 

Nächstes Problem: Ich brauchte ein anständiges Dokument, so eine Art Ausweis. Deutsche waren vogelfrei, jeder Willkür ausgesetzt. Sie konnten gejagt und abgeknallt werden wie die Hasen.  Niemand würde nach dem Verbleib der Opfer fragen und niemand würde je für seine Untaten zur Rechenschaft gezogen werden. Es war das Vorrecht der Sieger, und zu den „Mitsiegern“ rechneten sich auch die Polen. 

 

Während die Russen für ihre Gefallenen in Christinenberg einen großen Friedhof mit Sowjetstern und viel roter Farbe angelegt hatten, lagen deutsche Soldaten noch unbegraben im Gelände.

 

Für uns war es selbstverständlich gewesen, dass wir abgeschossene russische Flieger an der Oderfront begruben und die Stätte kennzeichneten – obwohl diese „Schlächter“ Tod und Verderben brachten. Acht Tage später blieben unsere nicht gehfähigen deutschen Kriegsgefangenen in einer Scheune liegen – und wurden erschossen. Von Humanität und Menschenrechten sprach man erst viel später – dann aber stets nur in Verbindung mit deutscher Schuld.

 

In aller Finsternis dieser Tage gab es auch Lichtblicke. Ich war damit beschäftigt, in der Tischlerei von Alms einige Kreuze für Soldatengräber zusammenzunageln. Ein umherstreifender Russe kam hinzu, sah die Kreuze, holte spontan ein Paar Schuhe, wahrscheinlich die Beute seines Tages, aus dem Sack und gab sie mir. Sie passten zwar nicht, aber immerhin war es ein menschliches Signal.

Eines Tages kam Jan ins Dorf. Er war Pole und hatte auf dem Hof von Fritz Tanck, meinem Onkel, gearbeitet. Auf dem Weg nach Warschau legte  er einen Umweg con ca. 30 km Fußmarsch ein, um seinen alten Chef zu besuchen. Mit dem Auftrag, „Herrn Tanck“ zu  grüßen, verabschiedete er sich  freundlich. . 

In der Oberförsterei Pütt lag eine russische Einheit, meist Veteranen, die noch nicht so stark vom Kommunismus infiziert waren. Mit diesen alten Kriegern war gut auszukommen. Sie hatten das Lager der Organisation Todt (OT) beim Bahnhof Christinenberg auszuräumen. Hauptbestandteil dieses Lagers waren Schneepflüge. Dafür brauchten sie Arbeitskräfte. Das war für mich die Möglichkeit zu einem Ausweis zu kommen, und so kam ich weg von den Viehhütern. Die Russen schenkten mir ein überzähliges lahmes Pferd, und um die Eigentumsrechte nachzuweisen, gab es dazu ein großes Dokument.

 

Zurück ins Dorf kamen die Familien, bzw. was davon übriggeblieben war, Höfs, Mayka, Alms und Felix mit Tochter. Den letzteren bot ich zum Übernachten den inzwischen gesäuberten zweiten Raum an – in der gleichen Nacht standen schon 8 Russen vor der Haustür und donnerten dagegen. Nur durch einen schnellen Sprung aus dem rückseitigen Fenster konnte die Frau sich im nahen Kornfeld retten. Am nächsten Tag haben beide den ungastlichen Ort wieder verlassen. Für Frauen war hier kein Leben möglich. Nächtliche Vergewaltigungen waren die Regel; hierbei beteiligten sich zeitweise auch halbwüchsige Polen.

 

Vor unerwünschten Besuchen war keiner sicher. Die stereotypen Fragen waren: „Wo Frau,  wo Urri?  und dann drohend  Du Soldat?“. Um solche Tagesgäste von einer möglichen Untersuchung abzulenken, hatte ich ein Zigarettenalbum von der Olympiade 1936 auf dem Tisch zu liegen. Ein Rotarmist blätterte einmal darin und schrie plötzlich los: „Hitlärr kaputt“, „Du Faschist“, hielt mir die Maschinenpistole vor die Nase und führte einen wilden Tanz auf. Ein Hitlerbild hatte ich vergessen aus dem Album zu entfernen.

 

Inzwischen war auch Gustav Kohn, genannt der „Kleine Kohn“, zurückgekommen. Ich nahm ihn bei mir auf, er bewachte das Haus tagsüber und versorgte auch das lahme Pferd.

 

In diesen Tagen habe ich mich oft gefragt:  „Wann kommen die Christinenberger, wann kommt meine Mutter zurück“? Keiner wusste, dass die Trecks bis nach Schleswig-Holstein gefahren waren. Zonengrenze und die Willkür der russischen Besatzung standen einer Rückkehr entgegen. Und doch war es gut, dass sie nicht heim konnten – blieben ihnen doch die tiefsten menschlichen Erniedrigungen erspart, die wir hier erlebten. Nur aus Vorpommern und Mecklenburg kamen die Pommern zurück. Die Ärmsten waren oft die Heimattreusten. Ich denke dabei an die Familie Höfs, der Frau Herta habe ich noch im Nachhinein viel für ihre Fürsorge zu danken. Die Heimkehrenden berichteten von einer Verhaftungswelle in der Sowjetischen Besatzungszone.

Die Vertreibung aus der Heimat

Die Vertreibung begann in Etappen. Schon Mitte Mai verkündeten die Polen: „Die Oder ist Grenze, alle Deutschen haben das Grenzgebiet auf eine Tiefe von 8 km zu verlassen.“ Wir glaubten ihnen nicht. In einzelnen Dörfern wurden die Bewohner kurzfristig herausgejagt – doch die Russen scheuchten die Polen und schickten die Leute wieder zurück, dieses Spiel wiederholte sich mehrmals. Die Russen wurden so zu Beschützern der deutschen Bevölkerung. Aber es kam wie in Stettin, die Polen setzten sich durch. „In 20 Minuten alle Deutschen raus“, hieß es dann auch in Rörchen. Wer sein Anwesen nicht verlassen wollte, wie die von Hugenotten abstammende alte Müllersfamilie Henry, denen gab man einen Spaten und befahl ihnen, ihr Grab selbst auszuheben. Als Tote hätten sie bleiben dürfen. Wer sein Haus nicht verlassen wollte, wurde einfach hinausgeprügelt.

 

Sie zogen aus, arm wie die Kirchenmaus, geschunden an Leib und Seele. Und immer noch nahmen die Plünderungen kein Ende. „Opa, du hast einen feinen Ring“ sprach der Pole zu dem über 80 Jahre alten Tischlermeister Alms – und ehe der alte Mann sich besinnen konnte, war der Ring in der Tasche des Ganoven verschwunden. Es war der Abschaum eines Volkes, der in dem pommerschen Lande 1945 sein Unwesen trieb.

 

Ende Juni, Anfang Juli, mag es gewesen sein, eine genaue Zeitrechnung hatten wir nicht mehr, da kamen sie. In lang gezogener Reihe, die Köpfe tief gebeugt, es waren wohl einige tausend Frauen, Kinder und greise Männer, die auf der Chaussee am Püttkrug vorbei nach Süden, der Oderbrücke zu, getrieben wurden. Man hörte förmlich ihre schlürfenden Schritte und konnte erahnen, wie viel Verzweiflung, Not und Hunger mit ihnen zog. Was ihnen als Besitz noch verblieben war, schleppten sie in Beuteln, Taschen und Rucksäcken mit sich – es war nicht mehr viel –, nur wenige hatten ein Handwägelchen oder einen Kinderwagen. Für manche Mütter waren nur noch die Kinder der einzige Besitz. Was hatten sie in den vergangenen Wochen schon alles erleben müssen? Das Ende des Elendszuges bildete ein Panjewagen, auf dem man wohl einige Schwerkranke verfrachtet hatte. Und das schlimmste: Rechts und links wurden sie eskortiert von polnischer Miliz mit aufgepflanzten  Bajonetten. Es war ein Anblick, der mir zeitlebens im Gedächtnis bleibt. Mit Ohnmacht, Wut und Trauer zugleich sah ich sie vorüberziehen – und konnte nicht einmal fragen nach dem Woher. Später hörten wir: „Das waren die Gollnower“.

 

Und dann kommt 40 Jahre später ein Vertreter unseres Staates und spricht von einer „erzwungenen Wanderung“ – so kann Geschichte selbst von einem Angehörigen der Kriegsgeneration verfälscht werden.

 

In den folgenden Tagen und Wochen waren es die Bewohner anderer Städte und Dörfer, die in ähnlicher Weise vertrieben wurden. Jetzt war auch für uns die Zeit zum Handeln gekommen. Was war zu tun? In der sowjetischen Zone wurde noch verhaftet, die Konzentrationslager gefüllt. Also noch bei den Russen bleiben. Als das Kommando nach Finkenwalde-Podejuch verlegt wurde, ging ich mit.

 

Für Gustav, meinen „Untermieter“, war die "Sowjetische Besatzungs Zone"  wegen seines Alters keine Gefahr. Er sollte rübergehen, ich würde später nachkommen. Für ihn wurde eine Kutsche auf dem Hof von Konrad Lenz gefunden, die Rücksitze abmontiert, ein Kartoffelsack mit seiner Habe aufgeladen, für alle Fälle noch ein Schubkarren dazu, das Pferd vorgespannt und Gustav fuhr in aller Frühe ab. Er war wohl der einzige Pommer, der seine Heimat zum 2. Mal wohlhabender verließ als er gekommen war. Bis Stettin-Scheune ging noch alles gut, dann kam er in die berüchtigte Zentrale der Räuber, sie holten ihn von den Wagen, beschlagnahmten alles für den Kommandanten – der fuhr jetzt mit der Kutsche – und ein alter Mann schob seinen Karren in eine ungewisse Zukunft.

 

In Finkenwalde-Podejuch war die Zementfabrik zu demontieren. Dazu brauchte man auch einige hundert deutsche Kriegsgefangene. Die riesigen Drehöfen waren zu zerlegen – ich bin sicher, dass sie die nie wieder zusammen bekamen. Ich hatte hier Dienst in der russischen Küche zu leisten, daneben war es meine Aufgabe, für die Lagerküche die Kartoffeln zu beschaffen. In den Dörfern mit größerem Kartoffelanbau wurden die Mieten geleert. Bei diesen Fahrten kam ich auch im August mehrfach nach Christinenberg, ein damals völlig menschenleeres, totes Dorf. Bis nach Belgard wurde gefahren, um Mehl aus deutschen Vorräten zu holen.

 

Als Entlohnung für die Zivilarbeiter gab es Besatzungsgeld, das war hier völlig wertlos, hat mir später jedoch ein wenig geholfen – gleichzeitig war es auch ein Schritt mehr zur Inflation.

 

In der Nähe der Zementfabrik verlief die Hauptstraße. Sie war gut zu beobachten. Was da ablief, war immer noch das alte Bild: Herden von Pferden und Kühen wurden gegen Osten getrieben, „Herden“ von Deutschen zogen westwärts. Alle Orte im Hinterland der Oder wurden systematisch von Deutschen „gereinigt“, ethnisch gesäubert, um ein politisches Argument zu haben: „Es sind keine Deutschen mehr im Land“. In großer Hektik schleppte man Ukrainer und Polen aus anderen Gegenden herbei, um schnell vollendete Tatsachen zu schaffen.

 

Es wurde ausgetrieben und geplündert, gleich  ob die Miliz dabei war oder nicht, die schaute einfach weg. An den Straßenrändern von Finkenwalde und Podejuch standen die kriminellen Gestalten und schauten nach Beute unter den Vertriebenen aus. Ein Sprung und sie verschwanden mit einer Tasche, einem Köfferchen.

 

Erst Anfang August, das Getreide war reif, änderte sich das Bild auf den Straßen, jetzt brauchte man Arbeitskräfte. Vor der Oder wurde nun sortiert, die Arbeitsfähigen kamen am nächsten Tag zurück. Um die Familie nicht vollends zu zerreißen, blieb für viele nur die Möglichkeit einer gemeinsamen Rückkehr in das nun für die Deutschen zum Gefängnis gewordenen Pommernland. Es war der Höhepunkt eines menschenverachtenden Handels, drei Monate nach Ende des Kriegs – und die Welt schaute weg. Trotzdem blieb das Getreide zum größten Teil auf dem Halm stehen und verfaulte – während zur gleichen Zeit auf der anderen Seite der Oder der Hunger und der Typhus in den Notaufnahmelagern seinen Einzug hielt.

 

Ende August war der Auftrag des russischen Kommandos erfüllt. Die Zementfabrik war abgebaut. Die Einheit sollte aufgelöst werden. Um uns Zivilarbeiter nicht nochmals in die Hände der Polen fallen zu lassen, wurden wir über die Oder gefahren und hinter Stettin abgesetzt. Endstation war das Flüchtlingslager Ückermünde. Neben einer Wassersuppe gab es pro Tag 200g nasses, klebriges Brot – Infektionskrankheiten breiteten sich aus.

 

Unser Pommernland war in fremder Hand. Wer denkt heute schon daran, dass die Vertreibung der ostdeutschen Bevölkerung schon 1848 auf dem Panslawistischen Kongress in Prag für die nächsten 100 Jahre als Zielvorstellung propagiert wurde? Pommern war „befreit“ – von den Deutschen – oder das „Wiedergewonnene Westgebiet“, wie die Polen behaupten. Diese Propagandalügen wurden nicht nur von den Kommunisten, Nationalisten, sondern gerade auch von der katholischen Staatskirche Polens verbreitet. So wird der untaugliche Versuch unternommen, das Jahrhundertverbrechen der Vertreibung – ein Nachkriegsverbrechen – und den größten Landraub unserer Geschichte zu bemänteln, ja zu rechtfertigen.

 

Den vertriebenen Pommern blieb nur die Erinnerung und die Sehnsucht nach der alten Heimat – und ein harter Existenzkampf in den ersten Nachkriegsjahrzehnten in einem demontierten, geteilten, besetzten und  zerbrochenen Deutschland.

 

Dieser Beitrag wurde geschrieben, um den leider üblichen Verfälschungen und Verharmlosungen des Vertreibungsgeschehens als „Wanderung“, „Bevölkerungstausch“, „Bevölkerungstransfer“ oder „Umsiedlung“ die erlebte Wirklichkeit entgegenzustellen. Gleichzeitig soll die junge Generation damit an den Leidensweg ihrer pommerschen, sowie ihrer ost- und sudetendeutschen Vorfahren  erinnert werden.